Das Leben ist voller Kreuzungen. Manche nimmst Du einfach mit, weil Du weißt, dass es der schnellste Weg in Deine Richtung ist. Dann kommst Du an jene Weggabelungen, an denen Du Dich zunächst orientieren musst. Und dann gibt es Kreuzungen, wo Du Menschen triffst, die Dich, wenn auch nur imaginär, eine zeitlang auf Deinem Weg begleiten werden. „Wer immer tut, was er kann, wird immer bleiben, wer er ist!“ Dieser Satz verfolgt mich seit vielen Jahren. Oft höre ich ihn in abgewandelter Form und Auslegung. Mal ist es der Gelegenheitsläufer, der jetzt den Halbmarathon plant. Da ist der jahrelange Ausdauersportler, der jetzt beim Challenge Langdistanz Triathlon in Roth an den Start gehen will. Da sind aber auch die ganz vielen Menschen, die überhaupt erst einmal mit den einfachsten Bewegungen beginnen wollen. Fünf Kilometer am Stück zu laufen stellt für einen nicht geringer werdenden Teil dieser Gesellschaft eine zunehmende Herausforderung dar.

In diesem Kontext waren die letzten Wochen wieder reich an Erfahrungen. Inzwischen ist Wissen ja global und jederzeit verfügbar. Erfahrung offensichtlich nicht. Seit einigen Monaten versuchen wir, den Kreislauf aus Analyse / Diagnostik, Intervention, Training und Evaluation zu beschreiten. Dieser Kreislauf besteht aus ziemlich vielen Einzelteilen und funktioniert nur im Ganzen. Da gibt es Kollegen, die Einlagen von der Stange gegen die unterversorgte Fußmuskulatur verkaufen. Da gibt es angeleitete Trainings, die so gar nichts mit der späteren Zielbewegung zu tun haben. Und da gibt es die Bewegung, des Trainierens nach Plänen der 70er Jahre. Weil wir es ja schon immer so gemacht haben. Da besucht mich dieser junge Bursche in meinem Alter. Die körperliche Leistungsfähigkeit ist nicht sofort zu erkennen. Oftmals entscheiden auch bei mir die obligatorischen ersten drei Sekunden für den bleibenden Eindruck. Mit Mitte Dreißig hat er Studium und Familie hinter sich. Früher war er Sportler aber jetzt ist die Luft irgendwie raus. Im Lauflabor zeigen die Daten, dass die körperliche Leistungsfähigkeit tatsächlich in der Jugend verblieben ist. Die Tendenzen sind für mich eindeutig. Klassische Laufveranstalter buhlen um neue Teilnehmerrekorde um jeden Preis der verschobenen Statistik. Scharlatan behaftete Personal-Trainer buhlen mit Outdoor-Bootcamps und ähnlichen neu erfundenen Trainings um die zu befriedigten Gewissen einer kognitiv verunsicherten Kundschaft.

Dass hierbei die körperliche Leistungsfähigkeit im Einklang mit gesundheitsorientiertem Sport steht, erschließt sich meist nicht. Es geht um höher, schneller und weiter. Ich frage mich inzwischen, ob Personal-Trainer die pseudowissenschaftliche Bezeichnung verkappter Sporteignungstest-Nichtbezwinger an den Akademien unseres Landes ist? Wo aber bleibt das kritische Hinterfragen dieser High Intensive Training Bewegung? Wo bleibt der Fokus auf Entspannungsfähigkeit und dem richtigen Verhältnis der zwei Herzmuskeln Sympathikus und Parasymphatikus? Wo bleibt der Fokus auf einem Training der Herzfrequenzvariablität und Erhöhung der Entspannungsfähigkeit? Die Antwort ist einfach: Er existiert nicht!

Ich ertappe mich im Gespräch mit unseren laufenden Gästen immer wieder, dass der Wissensdurst gestillt werden will. Meist ist auch nach ein paar Sätzen deutlich, dass wir im Laufladen keine Verkäufer sondern Spezialisten und Vordenker auf unserem Gebiet sind. Natürlich hat jeder von uns Macken. Dafür besuchen uns unsere Athleten ja und zwar vom Laufeinsteiger bis zum Weltmeister. Und auch dafür sind wir dankbar! Und genau deshalb werde ich mit dem Laufladen Erfurt weiter den Weg des Unsinns gehen. Dazu zählt ab Ende August die Buffbohnen-Bewegung. Ein Lauftreff für alle. Es geht nicht um Strecke oder Tempo sondern um Genuss an der Bewegung und vor allem um Kommunikation unter einander. Und schon jetzt höre ich die Stimmen, dass man Puffbohnen ja mit einem „P“ schreibt. Ach herrlich…

Euer Boris