Thüringen – Du bist so wunderbar!

141 Kilometer & schmale Bretter

Fast könnte man meinen, es ist ein Jahrhundertwinter dieser Tage. Fast ein Meter Schnee liegt zwischen Brennersgrün (Lehesten) im fernen Osten Thüringens und Ascherbrück. Der kleine Ort bei Ruhla liegt exakt 141.1 KM weiter entfernt im Westen des grünen Herzen Deutschlands. Dazwischen verteilen sich über 2.544 Höhenmeter im Anstieg und 2.703m im Abstieg auf dem längsten Skiwanderweg Deutschlands. Die Rede ist natürlich vom Rennsteig.

Die Idee, den Rennsteig zu bezwingen, gibt es für Thüringer eigentlich schon mit der Muttermilch. Die Sozialisation zwischen Bratwurst, Born Senf und Klößen führt unweigerlich dazu, den Rennsteig irgendwann einmal zu Fuß, mit dem Rad oder eben mit Ski in Angriff zu nehmen. Während die ersten beiden Optionen nahezu jährlich umsetzbar sind, bedarf es für das Vorhaben auf schmalen Latten neben einer gehörigen Portion Training auch die entsprechenden Witterungsbedingungen. Ende Januar 2021 scheint beides zu passen. Die SchneeApp des Regionalverbundes Thüringer Wald e.V. verspricht beste Loipenverhältnisse vom Anfang bis zum Ende. Auf telefonische Rückfrage bestätigt man uns, dass lediglich der Bereich Masserberg aufgrund der Corona Problematik keine Infos meldet. Und dann fallen noch einmal 50cm Neuschnee am Wochenende. Die Landeshauptstadt Erfurt versinkt im Schnee. Wir warten lieber noch drei bis vier Tage ab, damit die Straßen frei sind und die Pistenbullys wieder für die Loipen Zeit haben. Man weiß ja nie.

Der Start in Brennersgrün (Lehesten)

Es ist Mittwoch Abend. Die Schneeketten sind aufgezogen und das Gefriermittel bis -30°C in die Scheibenwaschanlage eingefüllt. Die Ski liegen frisch gewachst im Skisack und auch die persönliche Ausrüstung mit zwei Paar Schlafsäcken, Ersatzunterwäsche, vier Paar Socken für die Nacht und allerlei Energiereserven sind gepackt. Donnerstag klingelt früh der Wecker. Um 04.00 Uhr gibt es feinstes Eiweißmüsli von Dr. Feil und einen fünffachen Espresso. Es soll ja ein langer Tag werden. Von Erfurt geht es über teils sehr verschneite Straßen ins ferne Brennersgrün. Die letzten Kilometer sagen sich hier nicht nur Hase und Igel „Gute Nacht“. Einem gewissen Anflug von mystischem Winterzauber können auch wir uns nicht entziehen. Und dann stehen wir plötzlich im Ort, in dem der längste Skiwanderweg starten soll. Hinweise darauf sucht man vergebens. Am Ortsausgang weist lediglich ein kleines Schild auf den geräumten Parkplatz hin. Wir sind die einzigen Besucher. Jetzt soll es schnell gehen. Die Ski raus in ihre natürliche Umgebung. Das Thermometer zeigt -12°C und wir ziehen lieber die dicke Unterhose noch unter die angeraute Thermohose von Fusion. Unser Versorger Daniel geht noch ein letztes Mal die nächsten Kontrollpunkte mit uns durch. Seine Aufgabe für die nächsten 36 Stunden ist es, uns zu versorgen und ggf. bei Laune zu halten. Wir verabschieden uns flink und wechseln die Straßenseite – hin zum Rennsteig.

Aller Anfang ist schwer (zu finden)

Den Einstieg finden wir recht schnell – kennen wir den Rennsteig doch aus den unzähligen Besuchen im Sommer. Die erste Markierung mit weißer Schrift auf orangenem Untergrund zeigt 141,1 KM. Nun denn, jetzt gibt es kein zurück und die schmalen Bretter werden gekonnt im klassischen Diagonalschritt in der Loipe nach Westen bewegt. Einsam kommt uns ein alter bärtiger Langläufer entgegen und grüßt freundlich. Wir grüßen mit einem freundlichen „Ski heil!“ zurück. Die ersten Kilometer laufen gut. Die Loipe ist nicht frisch aber doch höchstens 1-2 Tage alt gespurt. Die erste Pause zur medialen Dokumentation nutzt der Senior um vorbeizufahren. Eine Abfahrt und circa 1,5 KM später kommt er mir plötzlich wieder entgegen. Das Loipenfahrzeug hat sich wohl einen Spaß erlaubt und eine Sackgasse konstruiert. Also geht es die Abfahrt wieder empor auf der Suche nach Hinweisschildern. Fehlanzeige. Wir navigieren kurz grob über die Himmelsrichtung und schlagen uns das erste mal an diesem Tag mit Bauchgefühl durch ungespurtes Gelände. Plötzlich stehen wir auf dem alten Kolonnenweg der innerdeutschen Grenze, den wir vor knapp 31 Jahren noch durch einen Zaun nach Bayern überqueren mussten. „Grüß Gott Freistatt Bayern“ denken wir uns und ziehen auf der sichtlich älteren Diagonalspur unsere nächsten Kilometer. Das erste mal in unserem Vorhaben kreuzen wir eine Straße. Auf der anderen Seite steht der erste Wegweiser seit mehreren Kilometern. An einem Radweg. Mit 50cm Neuschnee und ohne Loipe. Bayern ist ja bekanntlich groß und vielleicht spuren die Buben um Kaiser Maggus erst im Süden. Wir kämpfen uns die nächsten Kilometer durch den kräftezehrenden Tiefschnee nach Steinbach am Wald. Daniel sieht uns schon vom ersten Kontrollpunkt. Wir liegen noch gut in der Zeit und marschieren sofort weiter. Der Skiwanderweg führt direkt durch den Ort über geräumte und gesalzene Gehwege. Da freut sich jeder Waxer über die am Vorabend geleistete Arbeit. Zumindest ab dem Obelisk am Ortsausgang wird ja hoffentlich gespurt sein. Pustekuchen. Auch die restlichen 10 KM kämpfen wir uns zur Schildwiese durch ungestörten und jungfräulichen Neuschnee. Die Stimmung ist gereizt. Zu dem Neuschnee kommt jetzt auch noch die Salzlauge des Winterdienstes hinzu, denn der Skiwanderweg verläuft parallel zur Landstraße und die wurde offensichtlich heute Früh geräumt. Das hat auch das Reh mitbekommen und zwar sprichwörtlich, denn der Kadaver liegt plötzlich direkt vor unseren Skispitzen.

Umleitung und der Skilangläufer-Gruß

An der Schildwiese angekommen, geht es endlich wieder in thüringer Hoheitsgebiet. Die Sonne lacht kurz und Daniel liefert frisch gekaufte Pfannkuchen. Immerhin soll der Genuss nicht zu kurz kommen auf dieser Erkundungstour. Denn das Ziel der Unternehmung ist festzustellen, ob wir für den Laufladen Erfurt das Projekt Rennsteig per Ski für unsere Gäste anbieten. Der nächste Abschnitt ist bestens präpariert nach Spechtsbrunn. Zwar müssen wir auch hier wieder die Ski abschnallen um durch den Ort zu kommen, die Loipen sind aber zumindest gespurt. Mühsam kämpfen wir uns mit Schneehasen hinter Spechtsbrunn den Berg empor. Die 2.500 Höhenmeter wollen ja erarbeitet werden. Plötzlich steht ein Umleitungsschild im Wald. „Gesperrt wegen Holzarbeiten“ steht geschrieben. Was bleibt uns übrig als die Mehrkilometer in Angriff zu nehmen? Ein Ende der Umleitung ist jedoch nicht ausgewiesen und plötzlich endet unsere Loipe an einem Parkplatz. Wir fragen wissbegierig die lokalen Gesundheitssportler nach dem richtigen Weg. Das die Ausschilderung jetzt nicht mehr weiß/orange sondern weiß/blau ist, macht uns kurz stutzig. Höhenmeter um Höhenmeter geht es empor gen Brand. Während sich später wieder mit „Ski heil!“ ein typischer Skilanglaufgruß entgegengebracht wird, sagt man in hiesigen Gefilden wohl nur kurz „Hallo!“. Was uns auffällt, sind die durchwegs älteren Skilangläufer. Junges Publikum sucht man auch in Zeiten von Lockdown und Heimarbeit vergebens. Plötzlich stehen wir am höchsten Punkt des Kreises Saalfeld-Rudolstadt und sind wieder auf dem originalen Weg.

Eisige Bärte und fehlende Loipen

Der eisige Wind bläst schon Eiszapfen in unsere Bärte und auch die Mund-Nasen-Bedeckung könnte inzwischen als Steiff-Accessoire durchgehen. Am Bahnhof Ernstthal wartet wieder Daniel mit dem heißem Tee. Er warnt uns bereits vor, dass ab sofort keine Spur mehr liegt und wir entscheiden uns, erst wieder in Neuhaus oder Friedrichshöhe einzusteigen. Denn auch zwischen dem Startort des Rennsteig Marathons und dem Luftkurort vor Masserberg – liegt keine Loipe. Vielleicht mag es an Corona liegen? Vielleicht mag man dort keine Sportler haben oder ist der Meinung, dass eh kein Langläufer kommt? Eventuell sind aber auch die Schneemassen am letzten Wochenende zu viel gewesen? Eine bessere Werbung für den Rennsteig Skiwanderweg bekommt man aber sicher nicht wieder. Die Umweltbedingungen sind einfach optimal dieser Tage. Daniel schmeißt uns mit einem lauten „Pack ma´s Jungs!“  beim Heu-Heinrich in Friedrichshöhe wieder in die Loipe. Ab jetzt kennen wir die Strecke wieder aus dem Schlaf. Friedrichshöhe, Turmbaude Masserberg und die Abfahrt zur Triniusbaude an der Schwalbenhauptwiese sind bestens gespurt. Die Spur ist quasi noch warm vom Pistenbully. Leider schneit es seit knapp zwei Stunden dicke fette Flocken in die Loipe. Man merkt aber, dass die Verantwortlichen um Masserberg auch in diesen Zeiten ihre Loipen pflegen.

Triniusbaude bis Schmiedefeld

Der Weg nach Kahlert wird daher zäh, sehr zäh, sehr sehr zäh. Teufelsbuche, Laßmann-Stein und schließlich der Aufschwung nach Neustadt sind zwar perfekt ausgeschildert aber eben nicht frisch präpariert. Nach einer kurzen Verschnaufpause mit frischem Gerstensaft des lokalen Bierhändlers aus Kahlert geht es weiter. Wir sind froh, als wir plötzlich mitten am Ortsrand in Neustadt aus der Loipe geworfen werden. Froh über unsere Ortskenntnis, weil wir wissen, dass der Rennsteig eigentlich auf der Hauptstraße verläuft. Als Fremder sähe die Situation schon anders aus. Die Dämmerung bricht langsam an und es geht in stets monotoner Wiederholung der Diagonaltechnik über Dreiherrenstein, Allzunah zum heutigen Etappenziel – dem Bahnhof Schmiedefeld. Die Stirnlampen leuchten schon, als uns Daniel die vorbereiten Rucksäcke mit den Biwaksäcken aushändigt. Während er noch schnell die Verpflegung im lokalen Konsum geordert hat, kämpfen wir uns im Scheinwerferlicht und nach knapp 65 absolvierten Kilometer die letzten Höhenmeter zum Finsterberg rauf. In der Monotonie des Aufstieges erhaschen wir wieder einen dieser FLOW Momente. Die Kraft ist merklich weniger geworden an diesem ersten Etappentag. Die Kälte und Dunkelheit, gepaart mit der Steigung führen unweigerlich zum Besinnen auf das Wesentliche – nämlich den Fokus einfach auf die Bewegung zu legen und immer nur auf den nächsten Schritt zu konzentrieren.

Hüttenzauber in Coronazeiten

Rechtzeitig zur Tagesschau stehen wir auf dem Gipfelplateau. Die Schutzhütte bietet zwar keinen Komfort für eine ordentliche Après Ski Sause, stellt für uns aber die einzige Möglichkeit dar, die Nacht in Coronazeiten bei -17°C nicht unterm Sternenhimmel verbringen zu müssen. Die Abendhygiene fällt entsprechend kurz aus. Wir tauschen den Jacuzzi im Spa gegen das Schneebad im Mondlicht. Statt kohlenhydratreicher Abendverpflegung gibt es Stulle, Wurst und Bier aus Schmiedefeld bei Kerzenschein. Während die Skischuhe sprichwörtlich ausdampfen, krabbelt so langsam die Kälte auch unter die vierte Bekleidungsschicht. Die alpine Erfahrung lehrt uns, auch die nassen Sachen mit in den Schlafsack zu nehmen. Draußen würden sie ja eh nur gefrieren. Der letzte Mann macht das Licht aus und ab geht es auf die Isomatte in den Schlafsack.

Schmiedefeld, Schokolade & perfekte Loipen

Bereits um 06.00 Uhr am nächsten Morgen kocht die Espresso Kanne mit Erfurter Bohne auf dem Benzinkocher. Die Ski werden noch mal enteist und eine Stunde später sind wir wieder in der Spur. Der Loipenschlitten dröhnt noch am Horizont seine gefräßigen Kufenabdrücke in den bitterkalten Schnee. Perfekte Bedingungen verspricht auch die aufgehende Sonne für unseren zweiten Etappentag. Mordfleck, Schmücke, höchster Punkt des Rennsteiges und Rondell sind nahezu optimal an diesem Morgen. Das Auge lacht und das Herz freut sich über den mehr als gerechten Spruch: „Nur der frühe Langläufer fängt die frische Loipe!“ Am Grenzadler gibt es den ersten Tee und auch ein kleines Stück aufgetaute Schokolade. Leider haben wir schon am Vortag merkt, dass PowerBar Riegel wie vor 20 Jahren keine Minusgrade mögen.

Oberhof & eisige Abfahrt am Sperrhügel

Die kommenden 30 KM vom Grenzadler bis zum Heuberghaus sind in den letzten beiden Tagen definitiv nicht gespurt – aber das wissen wir zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Waxenrasen, Neuhofer Wiese und schon geht es meinen geliebten Sperrhügel hinunter. Erinnerungen an die frühe Kindheit kommen hoch. Wie im St. Moritzer Eiskanal ging es damals mit den Germania Ski runter. Heute ist die Technik ausgereifter und so zeigt die GPS Uhr 55km/h am Abend als Höchstgeschwindigkeit an – allein deswegen lohnt sich der Aufwand. An der Neuen Ausspanne lockt uns schon von weitem dieser bekannte und latent in jede Nase kriechender Duft von frisch mit Bier abgelöschter Bratwurst. Dazu wird uns ein warmer Apfelsaft mit Zimt serviert. Als wir dem Wirt berichten, wo wir herkommen und was wir vorhaben, steigt das Bewirtungslevel auf das Niveau eines 5 Sterne Gourmets. Fast verquatschen wir uns. Die unmittelbare Gesprächsaufklärung zum Umgang der lokalen Politik mit dem Thema Corona lässt erahnen, wie schwer es der Wirt hier vor Ort hat. Dabei ist doch das Skilanglaufen eine der gesündesten Ausdauersportarten überhaupt. Nach knapp 110 KM auf dem Rennsteig Skiwanderweg ist die Neue Ausspanne für uns außerdem die erste direkt am Rennsteig Skiwanderweg liegende gastronomische Einrichtung. Und das nutzen wir natürlich aus…

Der Kampf gegen die Fußgänger

Mit gefülltem Magen und deutlich wärmeren Händen geht es weiter über Ebertswiese, Spittergrundblick gen Inselsberg. Wir sind inzwischen ganz froh, den Weg zu kennen, denn auf die Beschilderung kann sich inzwischen kein Besucher verlassen – zumindest was den Rennsteig Skiwanderweg angeht. Manchmal sind die Wegweiser direkt in der Abfahrt aufgestellt oder kommen nur alle 3-5 KM vor. Eine Trennung zwischen Spaziergängern und Langläufern suchen wir auch vergebens, was dazu führt, dass die Diagonaltechnik an Anstiegen schnell an ihre Grenzen stößt. Von einer Möglichkeit, den ganzen Weg mittels Skating zu machen, sprechen wir erst gar nicht. Kurz vor dem Heuberghaus sprechen wir kurz mit einer Pistenbullybesatzung. Die Länge ihrer Bärte lässt auch objektiv Rückschlüsse auf ihr Alter zu. Wahrscheinlich haben sie schon für Fjodor Terentjew die Spuren gezogen. Die Männer wollen uns nicht so recht Glauben schenken, dass wir gestern in Brennersgrün gestartet sind. Aber seit unserem Treffen ist die Loipe wieder ohne Tadel. Der lange Weg über den Abzweig Tanzbuche zum kleinen Inselberg läuft daher wie geschmiert. Lediglich die muskuläre Ermüdung macht sich langsam bemerkbar. Gerade als wir eine kurze Atempause machen wollen, stehen da plötzlich zwei Knirpse mit ihrem Ur-Großvater in der Spur. Letzterer versucht offensichtlich, die beiden Kinder von den Vorzügen des Langlaufens zu überzeugen. Neben dem Fakt, dass es die ersten Kinder auf Ski seit über 115 KM sind, fragen wir uns, was das denn für eine Vorbildfunktion hätte, jetzt stehen zu bleiben. Also spulen wir weiter Schritt und Schritt den Berg empor und grüßen alle drei mit einem beherzten „Ski heil!“ Am kleinen Inselberg angekommen, können wir uns überlegen, wo wir denn weiter Langlaufen wollen. Denn auch hier vermisst jeder Bezwinger des Rennsteiges ein nützliches Hinweisschild. Nach einer kurzen Gesprächsaufklärung mit der einheimischen Bevölkerung aus Brotterode geht es linksumfassend am Inselberg vorbei.

Das Finale nach Ascherbrück

Die letzten 15 KM sind, zumindest im Winter, absolutes Neuland für uns. Und es werden die schönsten Kilometer des gesamten Projekts. Optimal bereitete Loipen, strahlender Sonnenschein, an alten Buchen durch Eiszapfen schimmernd  und eine Winterlandschaft, die es in den letzten 30 Jahren nicht gab. Die letzten kurzen aber bissigen und fiesen Wellen aus Anstiegen und Abfahrten kosten noch einmal Körner. An der Waldschänke Dreiherrnstein treffen wir auf zwei Langläufer mit gleicher Laufrichtung. Im lockeren Gespräch berichten sie uns, dass wir im Verantwortungsbereich der Loipenpräparatoren aus Ruhla sind. Chapeau an dieser Stelle für Eure Arbeit! Und dann plötzlich kommen wir an eine Straße, an der uns Daniel mit Knusperflocken und Bier entgegen kommt. „Ihr habt es geschafft, Mädels! – schreit er. Leider gibt es hier kein großes Zielbanner, einen Instagram-Rahmen fürs Erinnerungsfoto oder ähnliches. Lediglich ein altes, wohl um 2013 errichtetes Bild zeugt vom Beginn des Rennsteig Skiwanderweges. Mit immerhin noch -12°C auf dem Thermometer sind wir auch froh, uns schnell umziehen zu können. Während in Masserberg und Oberhof großartige Nordic Aktiv Zentren gebaut stehen, gibt es in Ascherbrück nicht einmal eine Sitzgelegenheit. Lustigerweise ist die Zufahrtsstraße von Ruhla nach Ascherbrück auch diesen Winter wieder gesperrt. Da sind wir doppelt glücklich über unseren Daniel und seinen Schneeketten.

Fazit – Empfehlung oder extreme Subventionsverschwendung?

Die große Frage nach harten Wettkämpfen ist ja immer: „Würdest Du es noch einmal machen?“ Derzeit würden wir diese Frage mit einem klaren Nein beantworten. Was bleibt ist die Erinnerung, dass diese verrückte Corona Zeit förmlich einlädt zu diesen ganz besonderen Projekten. Knapp 120 KM und an die 2.300 Höhenmeter später haben wir den Rennsteig noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernen dürfen. Ob wir das Vorhaben „Rennsteig 100“ für unsere Gäste im Laufladen Erfurt nochmals wiederholen, bleibt abzuwarten. Aufgefallen ist, dass der Rennsteig Skiwanderweg nur dann gespurt wurde, wenn eine andere Loipe direkt auf dem Fernwanderweg verläuft. So werden bspw. in Oberhof lieber die Skirollerstrecken für die Profis gespurt, als die Verbindung Grenzadler – Waxenrasen. Außerdem sollte dringend die Ausschilderung überprüft und angepasst werden, damit auch ortsfremde Langläufer sich möglichst nicht verlaufen. Wünschenswert wäre auch eine Wegführung um Orte wie Steinbach, Spechtsbrunn, Neustadt herum. Damit spart man sich nicht nur viele Kilometer Spazieren in Skischuhen sondern hätte auch die Möglichkeit, auf entsprechende Übernachtungs- & Gastronomiemöglichkeiten hinzuweisen. Aus gastronomischer Sicht hätte ich schon längst eine Verbindungsloipe zum meinem Bratwurst-to-go Stand gezogen. Vielleicht ergeben sich ja dadurch auch für alle Beteiligten Win-Win-Situationen. Selbst so kleine Neuerungen wie eine Skiständer aus Holz mit entsprechender Werbefläche können einen enormen Mehrwert bieten. Bisher stehen die Germina, Fischer, Atomic Ski im Schnee. Wieso nicht einfach mal im großen Skizirkus zwischen Engadin und Tirol nachsehen, wie Vermarktung vor Ort gehen kann? Und wenn sich dann noch im Verständnis um Tourismus im Thüringer Wald etwas ändert, kann das grüne Herz Deutschlands in 10 Jahren zum Wintersport Mekka werden – sogar ohne Schnee. Aber das ist dann eine andere Vision. Das Potential hat der Rennsteig Skiwanderweg allemal.

Weil wir das Laufen lieben.