• Laufschuhtest 2020

    13 Firmen. 42 Modelle.

Schokolade, Kölsche Entspanntheit und unser Testdesign

Es ist erstaunlich, welche Kreise unser Laufschuhtest inzwischen zieht. Aber was ist in diesem Jahr nicht erstaunlich? Die Welt ist Dank eines Virus gezwungen, umzudenken. Der Schuhindustrie sind plötzlich die Lieferketten weggebrochen oder stehen still. Auf der anderen Seite flüchten sich viele Menschen Dank lockdown in Bewegung und gerade auch in den Laufsport. Wir als Laufladen Erfurt stehen irgendwo dazwischen und versuchen seit Mitte März, für beide Seiten ansprechbar zu sein. Umso schöner war da die Einladung der Laufprofis Deutschlands und laufen.de zum großen Laufschuhtest nach Köln. Corona bedingt dürfe der nur im kleinen Rahmen statt finden, hieß es da in der Einladung. Also schrieben wir die wichtigsten Geschäftspartner an und baten im Vorfeld um Testschuhe. Für global agierende Unternehmen sollte das ja kein Problem sein – eigentlich. Seit Anfang Mai hatten Daniel und ich eine kleine aber ausgewählte Ecke mit Testschuhen im Laden stehen. Nicht allen Herstellern war es jedoch möglich aufgrund Kurzarbeit oder interner Vorgaben Testschuhe zu versenden. Daher haben wir die Zeit bis Juni intensiv genutzt und sind möglichst viele Schuhe in und um Erfurt in deren natürlicher Umgebung gelaufen. Eintragen im Laufladen des Vertrauens. Kürzere Runden vor der Haustür und anschließend längere Einheiten als Dauerlauf, Geländelauf, OCR Training oder auch Intervalle bis 8x 2000m im Luisenpark Erfurt. Den Abschluß machte dann der gemeinsame Laufschuhtest in Köln mit knapp 30km und insgesamt über 42 verschieden getesteten Modellen. Herausgekommen ist wie immer eine sehr subjektive Wahrnehmung durch uns. Wir hoffen aber, dass trotz der Subjektivität der Spirit der Laufszene getroffen wurde und wir immer mit der Brille von Läufern für Läufer geschaut, getestet und bewertet haben. Als Fazit dürfen wir festhalten, dass sich die Modelle immer mehr angleichen. Das Problem wird dabei aus Sich der der Schuhindustrie sein, rechtzeitig den Punkt zu finden, wo aus Stillstand Rückschritt wird und andere Firmen mit Ausstrahlung und guten Produkten die Führung übernehmen. Das reine Wissen um gute Produkte ist der Trostpreis im Laufschuhtest. Das individuelle Umsetzen von guten Produkten ist jedoch unsere Messlatte und im Laufladen Erfurt möchten wir unseren Gästen sehr gerne das Beste der Palette liefern.

ASICS

Es ist Dienstag Morgen. Das Thermometer zeigt schon angenehme 24°C und unter uns fließt gemächlich der Rhein entlang. Treffpunkt für alle Tester ist direkt am Schokoladen Museum in der Kölner Innenstadt. Ab Vorabend haben wir schon die ersten 12km direkt an der Redaktion von laufen.de abgespult und starten heute pünktlich um 10.00 Uhr mit den Japanern von Asics. Die Entwickler machen ihre Hausaufgaben immer besser und das merkt man auch heute deutlich.

Asics GT 4000-2

Los geht es mit dem Sondermodell GT-4000 in der zweiten Generation. Dieser SMU (Special Make Up) wird exklusiv für ausgewählte Laufspezialisten wie uns gebaut. Das erste Passformgefühl gefällt uns schon gut. Schmale Form und trotzdem komfortabel. Wer breitere Füße hat, sollte vielleicht von der schmalen Leistenform auf eine 2E Weite ausweichen. Vermittelt wird vor allem viel Sicherheit durch den zweiten Härtegrad im inneren Bereich. Das führt zwar dazu, dass wir beim Laufen auf festem Untergrund nach außen gedrückt werden – aber genau dafür die der GT-4000 ja konzipiert. Läufer, die Sicherheit benötigen und eine Pronationsstütze suchen sind mit dem neuen GT-4000 sehr gut aufgehoben. Es gibt nichts zu meckern. Die Zehenbox im Vorfuß ist nicht ausladendend sondern führt sanft bis in die Abdruckphase. Das Obermaterial aus leichtem Stretch gibt gerade bei schweren Läufern nach und sollte auch für problematische Füße wie z. B. einem Hallux geeignet sein. Der erste Schuh des Tages ist schon eine Empfehlung für hohe Stabilität mit Dämpfungskomfort.

Asiscs Gel Pursue 6

Weiter geht es mit dem nächsten Sondermodell. Auch der fühlt sich gut an. Der neue Gel Pursue 6 ist zwar nicht so schmal wie ein GT-4000, lässt aber dem Vorfuß dadurch etwas mehr Spielraum. Die 10mm Sprengung merken wir auf den ersten Metern, denn der Pursue „patscht“ ganz leicht in der Landephase des Laufens. Auf Parkwegen hingegen ist das Geräusch sofort weg und kommt tatsächlich nur auf Asphalt wieder ans Ohr. Trotz mehr Spielraum nach oben wirkt der Pursue nicht zu schwammig und zu wuchtig. Gefühlt ist es eine Mischung aus dem alten Asics Laufgefühl eines Gel Nimbus und der maximalen Dämpfung eines Komfortschuhes wie dem Asiscs Novablast. Ein wenig mehr Dämpfungskomfort in der Zwischensohle hätte es beim Gel Pursue 6 gerne sein können. Interessant ist auch, dass selbst die Schnürsenkel nicht mehr aufgehen trotz einfacher Schnürung bei Asics. Empfehlen können wir ihn aber für Parkwege und weichere Böden für schwere Läufer. Bis 80kg purer Läufermuskulatur sollte aber auch Asphalt kein Problem sein. Das gibt von uns eine klare Kaufempfehlung!

Asics Novablast

Wie immer können ja nicht alle getesteten Schuhe ein Hoch an Glücksgefühlen bei uns auslösen. Der Novablast von Asics ist der erste Schuh mit ganz vielen Fragezeichen an diesem Sommertag. Wir laufen auf einer maximal ausgeprägten Dämpfung auf futuristischer Bauart. Wir finden eine ausgestellte Fersenlippe mit prismenähnlicher Zwischensohle. Auffällig ist diese extreme Dämpfung, gerade nach Pursue 6 und GT-4000 und wir sehnen uns wieder nach Führung und Passform. Die flachen Schnürsenkel des Novablast können wir zwar festziehen – so eine richtige Passform entsteht nicht. Die Ferse hat keinen Kontakt mit dem Untergrund bzw. keine Führung in der Landephase. Im Mittel- und Vorfuß merken wir das Dämpfungselement. Das beginnt auf den letzten Metern zur Wechselzone deutlich zu schwimmen. Da brennt nicht nur die kurze CEP Laufsocke sondern wir fragen uns, welche Absicht Asics mit dem Novablast verfolgt.

Asics Gel Nimbus Lite

Nach Regen folgt Sonne und der Gel Nimbus Lite ist die Sonne nach dem Novablast. Die erste Überraschung des Tages kommt mit einer optimalen Mischung aus Dämpfung, Komfort und Abdruckverhalten. Als Läufer haben wir ein gutes Gefühl für den Untergrund. Der Vorfuß geht mit dem Jacquard Meshgewebe des Obermaterials eine Symbiose ein. Der Unterbau ist breiter als die Vorgänger und bringt subjektiv mehr Sicherheit – gerade im Vergleich zu den klassischen Asics Leisten der Vorjahre. Im Gegensatz zum direkt vorher gelaufenen Novablast gibt es beim Nimbus Lite keine Irritationen. Empfehlen würden wir den Nimbus Lite gerade Fersenläufern die ein höheres Maß an Dämpfung bei dennoch vorhandener Leichtigkeit haben wollen. Warum die Männerschuhe auf 10mm und die Mädels mit 13mm Sprengung verbaut werden, müssen wir jedoch noch herausfinden.

Saucony

Die Quecksilbersäule steigt weiter nach oben. Auf der gegenüberliegenden Seite des Rheins werden die freien Plätze in Flußnähe weniger und auch im Café des Schokoladenmuseums nimmt die Frequenz an Touristen zu. Dazwischen stechen die bunten Modelle von Saucony wie kleine Farbtupfer heraus. Wer das Tun des Laufladen Erfurt regelmäßig verfolgt, wird gemerkt haben, dass der amerikanische Laufspezialist immer bessere Schuhe baut. Kinvara 11, München 4 und Peregrine sind weiterhin eine sichere Bank in der Erfurter Lachsgasse N°3.

Saucony Kinvara 11

Unserer erste Wahl bei den Tempoläufen zur Corona Zeit im Erfurter Luisenpark und heute auch am Rhein. Das Außenmaterial der Sohle könnte zwar auf rauem Untergrund mit Splitt oder auf grob geschotterten Parkwegen an Haltbarkeit einbüßen. Dafür läuft sich aber der aktuelle Kinvara 11 wie ein Porsche auf Wolken. Selbst schwere Tempohasen merken das weiche Dämpfungsgefühl, sofern sie muskulär nicht zu sehr ermüdet sind. 95kg und Marathon nach einem 10h Arbeitstag wären also eher hinderlich. Alle anderen werden aber durch den extrem gut sitzenden Innenschaft überzeugt. Der Kinvara sitzt einfach sehr gut am Fuß, ohne Schlupf oder Makel. Die Optik mit frischem Blau wirkt nicht nur zur Corona Zeit positiv auf uns Läufer. Für uns Erfurter hat der Kinvara 11 die perfekte Symbiose aus Härte für das Tempogefühl bei Intervallen und weich geschäumter Zwischensohle für die erholsame Trabpause.

Saucony München 4

Nach der ersten kalten Cola des Tages geht es weiter ins schwitzende Arbeiten. Nach Tempogefühl mit dem Kinvara kommt das erste Exklusivmodell von Saucony. Auch der München 4 ist ein SMU und wieder nur bei den Laufprofis in Deutschland erhältlich und auch in Erfurt eine ganz heiße Ware. Kritikpunkte gibt es auch heute in Köln keine. Der Saucony München 4 ist für uns in Erfurt eine der warmen Semmeln des Jahres 2020. Die Passform im Mittelfuß ist etwas breiter als im Vergleich vom NewBalance 880 oder Brooks Defyance. Dadurch hat die Ferse etwas mehr Spiel, was aber nicht unbedingt ein Nachteil sein muss. Grundsätzlich hat der neue München 4 wieder einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Das Obermaterial ist aus einem Stück gefertigt und signalisiert dem Hirn beim Anziehen schon ein gutes Passformgefühl. Lediglich die Zehenspitze im Vorfuß zeigt eine Naht im Bereich der Zehenkappe. Die medial, also im Innenbereich des Schuhes verbaute Verstärkung gibt subjektiv ein wenig mehr Halt und Stabilität. Diese ist aber nicht mit einer klassischen Pronationsstütze zu verwechseln. Vielmehr haben die Amerikaner die Mittelsohle etwas hochgezogen. Auf 8mm Sprengung gebaut, wirkt die Runde um das Schokoladenmuseum auf Asphalt und Parkweg ähnlich konsumig wie im NB 880 mit seinem neuen FreshFoam Schaum. Ganz latent spürt man das Mehr an Spiel des Fußes, was gerade Läufern mit nicht so schmalen Füßen entgegenkommen dürfte. Da die Temperaturen inzwischen an der 30°C-Marke kratzen, sind wir überrascht, dass es im Schuh immer noch nicht brennt. Wie bereits im Frühjahr festgestellt, tobt sich der München tadellos auf Straßenläufen, im Park und auf trockenen bis heißen Waldwegen aus und das vom kurzen 5km-Lauf bis zum Marathon.

Saucony München 4 ST

Gerne hätten wir auch die läuferische Praline im Komfortmantel mit Stabilität namens Saucony München 4 ST probiert. Die aber ist Corona sei Dank nicht mit einem Visum für unseren Test in Köln ausgestattet wurden. Daher sprechen wir auch erst über den Schuh, wenn wir ihn auch tatsächlich am Fuß hatten.

Saucony Guide 13

Statt dem München 4 ST geht es mit einem tollen Gefühl, schon beim Anziehen, weiter.Der auf 8mm Sprengung gebaute und stabile Saucony Guide 13 fühlt sich gut an. Laufen tut er sich super bequem über die Ferse und ist daher vor allem im Einsatz für schwere Läufer, die das nötige Maß an Sicherheit benötigen. Grundsätzlich kommt der Guide 13 mit einem weichen Unterbau und einer klassischen medialen Stütze. Als Läufer merkst Du zwar deutlich die Leitplanke ohne aber ausgehebelt zu werden. Dadurch ist der Guide 13 nicht ganz so wuchtig. Eine gute Passform vom Obermatrail bis zum Vorfuß komplettiert den Eindruck. Im Vergleich ist der Guide nicht so eng wie ein Asiscs GT-4000 aber auch nicht so ausladend wie ein breiter Brooks Bedlam. Kurzum – es gibt keine Grundlage zum Meckern.

Saucony Peregrine

Wenn es einen Laufschuh gibt, der uns seit vielen Jahren über Stock, Stein und Schlamm verlässlich begleitet – dann ist es der Saucony Peregrine. Die zehnte Auflage ist wieder auf 4mm Sprengung gebaut und vereint drei Millimeter Stollentiefe. Getestet haben wir ihn diesen Sommer aber nicht am Asphaltsteg in Köln sondern beim letzten OCR Training vor der Abreise an den Rhein. Über Stock und Stein ging es über die Drei Gleichen, durch die Talsperre Wechmar und auf und ab am Röhnberg bei Wandersleben. Der Schuh hält wieder fast alle Versprechen. Eine optimale Passform im Mittelfuß. Der Vorfuß wird dadurch ebenso geführt und zwar auf die wieder vorhandene durchschlagsfeste Platte unter den Zehen. Für den einen oder anderen Läufer ist letzteres vielleicht ungewohnt. Das Vertrauen in den Schuh kommt aber Meter um Meter. Im Saucony Peregrine 10 braucht sich kein Läufer Sorgen zu machen. Und sollte man doch auch einmal auf Asphalt laufen müssen, hat der Peregrine dank des weichen und rutschfesten Außengummis einen guten Halt. Was die Jungs und Mädels von Saucony aber endlich in den Griff bekommen müssen, ist die unzureichende verklebte Schaum-Schicht über der Brandsohle. Die macht sich nämlich gerne mal selbständig und versucht schließlich, sich wie ein säumiger Mieter langsam aus dem Schuh neben der Socke aus dem Staub zu machen. Das nervt nicht nur beim Training sondern ist für einen 135€ Schuh auch nicht angebracht.

NewBalance

New Balance 880 v10

Neben dem München 4 von Saucony ist der neue NewBalance 880 die Überraschung des Sommers 2020. Schon beim Anziehen unter der Kölner Mittagssonne freut sich der Fuß nach den ersten 15 KM über die Entlastung. Die Version 10 lockt nämlich mit dem weichen FreshFoam Schaum. Das führt auf dem harten Asphalt am Rhein zu einem maximal empfundenen Komfortgefühl. Auch die Ferse und Achillessehne werden durch die höher gepolsterte Ferse entlastet. Obwohl es nur die D- Weite für uns Männer gibt, schmiegt sich der Schuh im Mittelfuß sockenähnlich an die CEP Laufsocken. Das freut uns, denn unser Chefeinkäufer hat dieses Jahr wieder bewusst auf die schmaleren Varianten für die Jungs und Mädels gesetzt. So dürfen sich die Jungs mit schmalen Füßen im Laufladen Erfurt exklusiv über die schmaleren B-Weiten freuen während wir für die Damen die 2A-Weiten bereit halten. Trotz der 10mm Sprengung machen inzwischen alle Tempovariationen mit dem neuen NB 880 Spaß. Eine der Top-Empfehlungen beim diesjährigen Test und außerdem eine Sonderedition für die Laufprofis inDeutschland.

New Balance 860 v11

Die zweite Lage Sonnenmilch ist aufgetragen, denn mittlerweile knallt die Kölner Sonne im Zenit. Der nächste Schuh ruft schon nach Abkühlung und ist völlig neu für uns. Die neueste Version des NB 860 kommt überarbeitet in der elften Version. Wir nehmen erstmals die lange Runde über Deutzer Brücke und das andere Rheinufer in Angriff. Immerhin soll der NewBalance 860 auch schweren Läufern und langen Ausflügen genügend Sicherheit geben. Auffällig ist auch hier der nun verarbeitete und weichere Schaum namens FreshFoam. Ehrlich formuliert scheint dieser aber nur in homöopathischer Dosis benutzt worden zu sein. Ein Hauch von FreshFoam folgt dem bisherigen Dämpfungs-Komfort-Eindruck des Vorgängers. Dadurch wirkt der neue NB 860 nicht ganz so weich wie z. B. ein 1080 oder der neue 880. Dennoch spürt man eine leichte Reaktivität in der Abdruckphase. Die Stabilität und Stütze wird durch einen zweiten Härtegrad auf der Innenseite erzeugt. Das Schöne ist, dass diese Leitplanke den Läufer nicht ganz so massiv nach außen drückt wie bspw. ein GT-4000 von Asics. Allerdings ist der neue NB 860 bei weitem nicht so hart wie der aktuelle Brooks Bedlam 2. Neu ist außerdem die veränderte und hochgezogene Fersenkappe, die wir lustigerweise Elfenohr taufen und die mit dem nahtfreien Obermaterial durchaus Pluspunkte sammelt. Angenehm ist die neue Fersenkonstrukion und soll langfristig den Druck von der Achillessehne nehmen. Bei den Testläufen haben wir bisher keine negativen Empfindungen gehabt. Eine Empfehlung für den NB 860 v11 geht daher ganz klar an Läufer, die Stabilität benötigen und sich auf weicheren Böden bewegen. Auf der Straße würden wir persönlich den neuen NB 860 nur bis zum Halbmarathon empfehlen. Im Wald jedoch darf es dann auch gerne länger sein.

New Balance 1080

Der NewBalance 1080 stand von Anfang an für maximale Dämpfung und Komfort. Das ist auch bei der aktuellen Ausgabe so. Der Schuh mit acht Millimetern Sprengung und 280g überzeugt durch seine weiche Art zu laufen. Die Ferse sinkt in den FreshFoam Schaum. Schon beim Loslaufen merkt man dieses sanfte Eintauchen. Der breitere Unterbau, der an einen Sockel erinnert, liefert die nötige Sicherheit. Auch hier gibt es die ausgestellte Fersenkappe. Mit der innen liegenden Sockenkonstruktion wird der Mittelfuß geführt ohne einzuengen. Die solide Passform stellen wir alle fest und freuen uns in der zweiten Runde, dass der NB 1080 bei einem progressiven Dauerlauffinale auch die höhere Lauffrequenz und das schnellere Tempo mit geht.

New Balance Tempo

Der NB Tempo ist irgendwo zwischen NB 1500 und NB 880 einzuordnen und Daniel und ich sind uns am Anfang wirklich uneinig über unsere Eindrücke. Für einen Trainings-Wettkampf-Schuh hat er bei 6mm Sprengung zu viel Stoff. Für einen klassischen Dauerlaufschuh bringt er wiederum zu wenig mit. Der erste Kontakt ist zwar sehr komfortabel, täuscht aber über die unzureichende Führung hinweg. Beim Übergang vom Sprunggelenk über die Zunge hin zum Mittelfuß ist zu viel Schaftmaterial verbaut. Dadurch sucht man vergeblich Führung. Auf dem Laufband mögen auch schwere Läufer ab 85kg damit klar kommen. Auf der Straße und vor allem auf Parkwegen mit Splitt und Schotter zeigt sich jedoch, dass die extrem weiche Zwischen- und Außensohle nur ungenügend Schutz liefert. Daher haben wir bei Germany´s next Topschuh kein Foto für den Tempo.

New Balance Hierro v5

Auch den NB Hierro v5 haben wir schon seit Mai unter die Lupe genommen und ihn zwischen Mühlburg und Rhönberg (Wandersleben) durch den Dreck geprügelt. Daniel und ich sind uns einig, dass der Schuh optisch eine Wucht ist. Das ist aus Läufersicht jedoch der einzige Punkt, den der Schuh positiv im Hinblick auf einen Geländeschuh auszeichnet. Die 358g wirken in der Hand nicht nur klobig sondern vermitteln im Gelände auch keinen Spaß. Während Du Dich als Läufer auf technische Geländepassagen und Bergabstrecken (Downhill) freust, möchte der Hierro v5 lieber durch den Wald flanieren – Schickeria der Trailschuhe eben. Die weiche Zwischensohle ist zwar komfortabel und dämpft ungemein. Dadurch geht aber das Gefühl für den Untergrund verloren. Daniel bezeichnet es als Trampeln auf Schaum und auch ich sehe den NB Hierro eher im Steigerwald als im richtigen Gelände. Am Rhönberg kam hinzu, dass die Vibram MegaGrip Sohle innerhalb von 40 Metern so mit Lehm und Nadeln gefüllt war, dass man eher an eine Skiabfahrt auf der Kandahar in Garmisch erinnert wurde, als an eine technisch sauber gelaufenen Bergabpassage. Grundsätzlich fehlt uns beim NB Hierro Unterstützung und Führung. Hinzukommt, dass die externe Fersenlippe wie eine Nadelschleuder wirkt und man so ziemlich alles hochwirbelt, was die Eichhörnchen von den Thüringer Nadelbäumen werfen.

Hoka One One

Wenn es neben dem Weltmarktführer aus Oregon einen Hersteller gibt, der die Konkurrenz mit Innovationen und neuen Ideen vor sich her treibt, dann ist es sicherlich Hoka One One. Nach einer kurzen Pause bei Weintrauben und immer mehr Wasser gegen die Dehydrierung am Schokoladenmuseum geht es nun weiter mit Dämpfung und viel Schuh am Fuß. Sonst laufen wir die Hoka ja immer am Ende eines langen Laufschuh-Test-Tages. Das hat nämlich den Vorteil,dass wir bei offensichtlich ermüdeter Muskulatur ein Maximum an Dämpfung haben. Im Sommer 2020 gehen wir aber mal einen anderen Weg und starten mit den orthopädisch anmutenden Schuhen knapp hinter der Halbzeit.

Hoka Torrent 2

Im Gegensatz zu vielen Laufschuhen für das Gelände kann man den Hoka Torrent 2 sowohl im anspruchsvollen Terrain, auf Asphalt und natürlich auch im Park tragen. Überzeugen tut uns sofort die sehr gute Passform im Mittelfuß. Der Vorfuß läuft zwar spitz zusammen, quetscht aber unsere inzwischen leicht anschwellenden Zehen nicht einmal ansatzweise ein. Der Fersensitz ist ebenso gut. Der Nachfolger vom Hoka Torrent 1 ist etwas weniger weich geschäumt wie z. B. die Bergziege namens Hoka Speedgoat 4. Mit dem Torrent 2 findet man einen klassischen Hoka Geländelaufschuh ohne den breiten Pantoffel-Eindruck vom Speedgoat. Auch auf dem inzwischen aufgeheizten Asphalt Kölns hat man als Läufer nicht das Gefühl, mit einem Traktorreifen die A 71 hinunter zu düsen. Auch das Spielen mit Geschwindigkeit ist möglich. Etwas unsicher waren wir uns, als die Ferse ein wenig Druck von unten verspürt hat. Wir haben es aber auf die hohe Frequenz von unterschiedlichen Modellen geschoben und empfehlen auch den Torrent 2 als hervorragenden Geländeschuh.

Clifton Edge

Neben Saucony, NewBalance und Asics kommt nun auch endlich Hoka mit einem Sondermodell für die Laufprofis. Weshalb diese Edition vor dem Fachhandel erst auf der Industrie eigenen Verkaufsplattform dargeboten wird, erschließt sich uns nicht. Erklären können wir es nur mit dem Druck von Finanzinvestoren, trotz Corona noch mehr Umsatz nach dem lockdown des Einzelhandels generieren zu müssen. Das Rad des Kapitalismus dreht sich wie die Schiffsschrauben der Rheinschiffahrt halt auch in Köln unweigerlich weiter. Gut gebaut ist der 5mm Meta-Rocker trotzdem. Auch hier findet sich ein schönes Elfenohr, was den Einstieg in die Ferse erleichtert. Der Clifton Edge läuft sich recht aggressiv und bleibt dennoch komfortabel dabei. Wir empfinden auch hier eine sehr angenehme Symbiose aus Laufspaß, Fußführung und der Möglichkeit für lange komfortable Läufe auf Straße und befestigten Wegen. Gerade die große Kontaktfläche unter dem Fuß sorgt dafür, dass man als Läufer mit einer ermüdeten Muskulatur ein wundervolles Gefühl der Sicherheit und des behaglichen Abrollens verspürt. Bequem! Leicht! Sicher! So oder so ähnlich dürfte das Fazit für den neuen Clifton Edge heißen.

Carbon X SPE

Mit dem erfolgreichsten Triathleten unserer Zeit, Jan Frodo Frodeno, hat Hoka zum Anfang des Jahres einen Sponsoring-PR-Coup gelandet. Bevor Frodo im kommenden Jahr seinen vierten Titel auf Big Island im Carbon X 2 holen möchte, kommt jetzt der Hoka Carbon X SPE. Der ist zwar auf
10mm Sprengung gebaut, ist aber einer der komfortabelsten Karbonschuhe für das Tempotraining oder Wettkämpfe bis Marathon oder darüber hinaus. Unserer Meinung nach ist der Carbon X SPE als extremer Rocker der Verfolger Nr.1 auf Nike AlphaFly und VaporFly Next%. Während die Besucher im Schokoladenmuseum genüsslich einen Schokoladeneisbecher nach dem anderen bestellen, prügeln wir den ersten Karbon-Schuh des Tages den Asphalt nach Süden. Schmal im Vorfuß ohne Druckstellen oder sonstige Irritationen. Deutlich konsumiger als bspw. der Carbon Rocket verzeiht der Carbon X SPE sicherlich auch die eine oder andere Unsauberkeit bei der Lauftechnik.

On

Seit über zehn Jahren gibt es nun schon die Firma mit dem besonderen Dämpfungsverhalten und der aggressiven Werbung in der digitalen Welt. Seit 10 Jahren probieren wir auch schon die Schuhe mit dem kleinen Schweizer Fähnchen. Anfangs waren diese nur für ambitionierte Läufer gedacht, die über eine tadellose Technik verfügten. Heute gibt es On an sehr vielen Anlaufstellen. Sie werden immer konsumiger und sind somit ansprechbar für eine noch größere Zielgruppe. Was auf der Strecke bleibt, ist ein wenig die Entwicklung innovativer Ideen und vor allem einem läufertypischen Alleinstellungsmerkmal. Dennoch und das muss an dieser Stelle betont werden, gibt es Modelle von On, die tadellos funktionieren und die auch wir aus Überzeugung laufen.

Cloudstratus

Los ging es mit dem aktuellen Cloudstratus. Eine doppelte Reihe aus Cloud auf Helion Schaum wirkt natürlich weicher als ein deutlich direkterer Cloudsurfer. Die 305g auf 8mm sammeln auch keine Steine in der Ferse, was bis dato immer ein On-typisches Problem schien. Dennoch empfanden wir den Cloudstratus nach den dynamischen Schuhen vorher als etwas behäbig und schwerfällig. Wir würden sogar so weit gehen und schreiben, dass der Cloudstratus härter als ein NB 880 ist. Überzeugt hat uns die sockenähnliche Passform im Mittelfuß. Die asymmetrische Schnürung verleiht dem ganzen Schuh dann auch noch ein positives Passgefühl im Obermaterial. Der Cloudstratus ist einladend für alle Läufer, die Sonntag Nachmittag ihren ruhigen & langen Dauerlauf im 7:30er Tempo absolvieren möchten. Hingegen ist er eher nicht fürs anspruchsvolle Gelände gedacht.

Cloudace

Von allen Laufschuhherstellern haben die Jungs und Mädels von On aus Zürich immer noch eine hohe Anzahl an Reklamationen. Das zeigt sich auch bei unserem nächsten Testschuh – dem On Cloudace. Denn dort reißt nach den ersten Läufen am Geraradweg und auch in Köln schon die Innenseite des Schuhes auf. Auch merken wir einen ungewohnten Druck auf das Großzehengrundgelenk. Auf Asphalt und im Kölner Rheinpark läuft sich der Cloudace deutlich schneller als der Cloudstratus. Nach dem Schuhwechsel ist es zwar noch ein wenig wacklig in der Ferse. Das zeigt uns aber auch wieder sehr anschaulich, wie unterschiedlich Schuhtypen sein können. Der Unterbau beim Cloudace ist nicht so breit wie beim Stratus. Der Körper scheint sich aber noch im Gefühl der subjektiv empfundenen Sicherheit zu befinden. Das Obermaterial beim Cloudace passt sich gut an. Die Ferse sitzt auch fester. Reibung verspüren wir aber ein wenig im Bereich des Sprunggelenks. Deutlich dynamischer als der Stratus ist es im Fazit kein schlechter Schuh. Das Backstein-Gefühl vom Anfang weicht einem runden Abrollverhalten. Der Cloudace ist irgendwo zwischen dem direkten Cloudsurfer und dem dämpfenden Cloudstratus.

Cloudflow

Deutlich exklusiver läuft sich jetzt in der prallen Mittagssonne der On Cloudflow. Der Wunderschaum Helion ist auf einem verstärkten Vorfuß gebaut. Uns kommt er diesmal nicht zu weich vor und lädt zum entspannten Lauf ein. Wichtig ist aber folgender Punkt. Der Schuh übernimmt nach wie vor keinerlei Verantwortung. Der Läufer muss praktisch alles mitbringen, was einen guten Laufstil ausmacht: Führung, Stabilität, Stütze und Dämpfung. Nach knapp 20km in den Beinen sehen wir uns jetzt nicht nur nach einem Mühlenkölsch um´s Eck sondern auch nach diesen Attributen. Unser Körper will also eigentlich Komfort. Vorstellen können wir uns den Cloudflow aber als wunderbares Werkzeug zur Buffbohnen-Bewegung für Lauftechnik-Einheiten, zum Ein- oder Auslaufen bzw. als modisches Accessoire zur Kick-Off-Veranstaltung beim Thüringer Unternehmenslauf. Maßgeblich sind die 6mm Sprengung für Lauf ABC & Co. prädestiniert. Wer als Frau knapp die 50kg-Marke kratzt, dürfte aber auch eine flotte Sohle mit dem Cloudflow hinlegen können. Die Griffigkeit auf dem Kölner Straßenasphalt ohne Blow-Ups und auf festem Parkweg hat er jedenfalls gezeigt.

Cloudventure & Cloudpeak

Wir wissen inzwischen gar nicht mehr, an wie vielen Schokoladeneisbechern mit Schlagsahne und Eierlikör wir vorbei gelaufen sind. An der Promenade tuckern inzwischen die ersten Ausflugsdampfer an uns vorbei und wir überlegen ernsthaft, ob wir nicht kurz in den Rhein springen. Der Fotograf Norbert Wilhelmi würde es ausdrücklich begrüßen. Doch auf der Treppe stehen noch On Cloudventure und On Cloudpeak. Im direkten Vergleich läuft sich der Peak zwar deutlich direkter und dynamischer – dennoch geht die Empfehlung auch zum Cloudventure. Der ist nicht nur konsumiger für eine breitere Zahl an Läufern, sondern mit 6mm Sprengung wirklich gut. Das Obermaterial aus belüfteten Mesh-Material ist weitestgehend gleich geblieben. Darunter aber läuft es sich nach wie vor wie im Leopard 2A6 mit Gummipolster-Kettengliedern durch die Kiesabschnitte des Rheinufers. Die aufgesetzten Cloud-Elemente bei beiden Schuhen sind deutlich stabiler und nochmals mit einer Art Gummiwürfel verstärkt und mit einer Missiongrip-Schicht überzogen. Die Mission kann hier nur BraveheartBattle, Weidatal Cross, Legend of Cross oder Getting Tough The Race heißen. Hier rutscht nichts im Schuh. Und auch außerhalb der körperlichen Selbstbeherrschung fressen sich Cloudventure & Clouventurepeak in jeden Untergrund wie gefräßige Erdwürmer. Lediglich die Schnürsenkel könnten etwas stärker und länger sein, was aber durchaus von der Breite des jeweiliges Fußes abhängig ist.

Nike

Leider gab es diesmal keine schwarze G-Klasse am Ufer in Köln. Die Verantwortlichen von Nike haben es aber dennoch geschafft, im Gegensatz zum Mitbewerber aus Franken, Testschuhe zur Verfügung zu stellen. Man kann zu den Amerikanern stehen wie man mag. Mit ihrem breaking-2-project und der Digitalisierung von B-2-C-Beziehungen mittels App, also Industrie-Läufer-Beziehungen, spielen sie nach wie vor in einer eigenen Liga. Wichtig ist uns, dass wir hin und wieder dennoch die Schuhe testen. Welche Rolle der Handel mit so einer einzigartigen Expertise wie der unsrigen in Erfurt spielt, steht auf einem anderen Blatt. Als Fazit lässt sich bereits vorab sagen, dass die Karbontechnologie von Vaporfly Next% und vor allem AlphaFly einzigartig und konkurrenzlos ist – sofern man die Punkte Haltbarkeit und Nachhaltigkeit in einer fridays-for-future Diskussion aus Acht lässt. Bei allen anderen Modellen gibt es, unserer derzeitigen Meinung nach, jedoch bessere Produkte auf dem Markt – lässt man die tadellose Markenaffinität der Generation X & Y einmal aus den Augen.

Nike Pegasus 37

Das Schlachtschiff Nike Pegasus gibt es schon seit Beginn des Laufladen Erfurt. Schmal kommt er jetzt in Edition 37 vor allem im Vorfuß dank Flywire-Fasern. Die machen den Schuh generell eng, verleihen ihm aber eine ansonsten ausgesprochen gute Passform. Das relativ direkte aber latent stark dämpfende Laufgefühl merken wir vor allem auf den typischen Platten-Fußwegen. Der Pegasus 37 war, ist und bleibt ein klassischer Alleskönner. Ein solider Schuh ohne Druckstellen o. ä.

Nike Miler React

Den Nike React Miler ziehen wir das erste mal an. Spontan würden wir ihn als Straßenlaufschuh unter der Infintiy React Gruppe einordnen. Die Passform ist gut und er schmiegt sich gut den Fuß an. Auch die Ferse sitzt angenehm weich und wird geführt ohne irgendwelche Störungen zu verursachen. Es scheint alles zu passen bis man auf die Akustik achtet. Wie am Anfang des Tages scheinen sich die 10mm Sprengung eines Asics Gel Pursue auch hier deutlich hörbar zu äußern, denn er „patscht“ deutlich – sofern man über die Ferse läuft. Meckern auf ganz hohem Niveau ist unser optischer Eindruck, denn der Miler wirkt nicht wie ein klassischer Schuh aus der Kategorie Laufprofis. Währe der markante Swoosh nicht an den Seiten angebracht, könnte man denken, dass der Schuh auch in anderen Läden zu finden ist, die meist mit Beilagen im Allgemeinen Anzeiger werben. Unserer Meinung nach handelst es sich beim Maler React um einen auf Einsteiger zugeschnittenen Schuh. Der Nike React Schaum wirkt sehr weich und verformt sich auch deutlich bei höheren Tempi – gerade im Kurvenbereich im Schlußspurt zum erhofften Schokoladeneis.

Nike Alphafly

Der geheime Geheimschuh, mit dem Eliud Kipchoge 2019 die Marathondistanz von 42,195km im Wiener Prater unter zwei Stunden gelaufen ist. Das Laufgefühl im Nike Alphafly ist eine Überraschung. Und es wird sofort klar, weshalb der Leichtathletik Weltverband IAAF Regeln für den Einsatz von Karbonschuhen forciert hat. Der Alphafly ist ein Hilfsmittel mit einem deutlich spürbaren Vortrieb. Spürbar ist aber auch die angenehme Passform mit mehreren Kabonplatten und einem sichtbarem Luftkissen unter dem Vorfuß. Dadurch entsteht schon beim Laufstart auf dem Kopfsteinpflaster ein Gefühl als würde man als Fersenläufer auf Wolken tänzeln. Bisher waren die Laufrunden beim Schuhtest in Köln zwischen ein und drei Kilometern lang mit einem Tempovon 5:00-6:15min/km. Beim Alphafly sind plötzlich alle Irritationen, kleinen Wehwehchen der Ermüdung nach nunmehr 20km vorbei. Wir denken, dass wir etwa 5:15min/km laufen und sind erschrocken, als der Laufcomputer am Handgelenk plötzlich einen 4:15er-Schnitt anzeigt. Das bedeutet, dass alleine die Bauweise für 30-60 Sekunden schnellere Splits sorgt. Der Alphafly wirkt zwar sehr wuchtig, lädt aber auch uns als doch massivere und inzwischen Schokoladen liebende Genussläufer dazu ein, „Karbon statt Kondition“ zu verfolgen. Natürlich ist es ein absolut ausgereiftes Lifestyle Produkt. Man merkt nun auch deutlich, warum der Marathon unter zwei Stunden möglich war und selbst bei leichten Berganläufen zieht der Schuh wie der Zauberteppich auf der Winklmoosalm hoch. Über die 300€ Anschaffungskosten darf man genauso wenig nachdenken, wie über die Nachhaltigkeit und den auffälligen Abrieb der Sohle nach 2x 5km Dauerlauf. Aber welche logischen Argumente hat denn auch ein schwarzes G-Modell BRABUS V12? Für manche Dinge ist das Leben eben einfach zu kurz.

Nike Pegasus Trail

Nach dem überschwänglichen Lob folgt eine weitere Enttäuschung des Tages. Der Nike Pegasus Trail sollte als Geländeschuh eigentlich On Cloudventure und Saucony Peregrine Konkurrenz machen. Eine Virbam Sohle fehlt leider. Außerdem spüren wir auch beim längeren Laufen einen extremen Schlupf oder freies Spiel in der Ferse. Farblich ist der neue Pegasus Trail zwar eine Wucht aber von der Passform her gesehen bleibt er Welten bspw. von einem Hoka Torrent 2 entfernt. Das Gummi der Außensohle wirkt außerdem zu weich für harte und technische Trails abseits des Urban Trail Running durch den Erfurter Nordpark. Für uns ist er zu schwammig und zu weich im Vorfuß und auch hier „patscht“ es wieder beim Abrollen über die Ferse.

Brooks

Erstmalig in der Historie der Laufschuhtests stellen wir Brooks ans Ende der Testreihe. Das hat vor allem damit zu tun, dass wir im Vorfeld keine Testschuhe erhalten haben und jetzt vor Ort auch nur einzelne Paare vorhanden sind. Außerdem wollten wir einmal mit ermüdeten Füßen und Muskulatur in die hoch funktionellen Produkte steigen. Dadurch möchten wir sehen, wie viel die Dämpfung tatsächlich kompenisert.

Brooks Defyance 11

Der SMU Schuh für Laufspezialisten in Deutschland überzeugt weiterhin mit einer hohen Messlatte. Zwar schickt Books nicht die aktuelle Farbe sondern nur das „benutzte“ Modell vom Februar – dafür hat sich auch am „neuen“ Brooks Defyance in seiner elften Ausführung außer der Farbe nichts geändert. „Anziehen und loslaufen!“ Haben wir in Hennef geschrieben und würden es hier wieder tun. Der aktuelle Defyance 11 ist ein runder Schuh mit dem man sofort einen langen Lauf machen möchte und sicherlich auch kann. Uns überzeugt das durchgängige und harmonische Abrollverhalten. Da ist kein abrupter Übergang zwischen Ferse und Vorfuß sondern ein seichtes Dahingleiten. Gerade Läufer, die über die Ferse aufkommen, dürfen sich auf ein sehr angenehmes und weiches Gefühl des Eintauchens freuen. Der Defyance ist dabei ein neutral-stabiler Laufschuh und übernimmt Verantwortung in der Führung des Läufers. Dennoch macht er auch im Mittel – und Vorfußlaufstil auf festem Untergrund und zügigem Tempo eine gute Figur. Geeignet ist er für Läufer von 5km bis hin zum Marathon. Wer es nicht ganz so schmal mag, findet später im Saucony München oder NewBalance 880 seine erste Wahl.

Hyperion Tempo

Der Brooks Hyperion Tempo wird heute zusammen mit dem München 4 von Saucony gelaufen. Erschreckend ist, dass man in der Testrunde zwischendurch nach unten schauen muss, um einen Unterschied zu erkennen. Denn Unterschiede spüren tut man bei beiden Schuhen relativ wenig. Der Hyperion Tempo ist bei Brooks die Stufe unter dem Karbonmodell Hyperion Elite. Die mit Stickstoff geschäumte Zwischensohle lässt diesen klassischen Trainings-Wettkampfschuh sehr anschmiegsam erscheinen. Die Passform überzeugt von der Ferse mit in die Zehenspitzen. Auch das Gefühl für den Untergrund erscheint passend – sofern man auf befestigten Wegen und Asphalt bleibt. An die Grenzen scheint der Hyperion zu kommen, wenn zwei Parameter auftreten. Sobald die Steine im Park größer werden, ist die Zwischensohle offensichtlich zu weich um damit fertig zu werden. Auswirkungen merke ich auch beim Intervalltraining im Erfurter Luisenpark mit seinen Kurven. Sobald die Geschwindigkeit unter die 4:00-3:45min/km fängt der Schuh in Kurvenlage das Schwimmen an. Daher geht die Empfehlung vor allem auf schnelle Trainings auf festem Untergrund. Geeignet ist er aber auch für kurze mit mittlere Läufe, denn der Stickstoffanteil soll zu einer beschleunigten Regeneration führen.

Brooks Levitate 4

Die ersten Videos für die laufen.de Redaktion sind im Kasten und wir schlüpfen in eine der groß angekündigten Neuerungen aus dem Hause Brooks – den Levitate 4. Reklamationen sind bei Brooks höchst selten. Auch wenn beim Vorgänger des Levitate 4 hin und wieder mal eine Sohle gebrochen ist, hat sich der amerikanische Hersteller jetzt entschieden, die Dämpfung 20% leichter zu machen. Das merken wir leider sofort nach den ersten hundert Metern, denn die Sohlen fangen schon wieder an zu brennen. Wir tauschen noch einmal die Socken um die Fehlerquelle zu finden. Leider ändert sich das Gefühl nicht und es bleibt dabei. Der neue Levitate 4 läuft sich heute wie ein minimalistischer Schuh – gerade nach Nike, Hoka und Saucony. Nach knapp 25 Kilometern suchen und wollen wir wieder den Dämpfungskomfort vorangegangener Tage. Der Nachfolger vom Levitate ist eher ein direkter Trainings-Wettkampfschuh oder ein Brooks Ravenna Deluxe als ein würdiger Nachfolger. Das sockenähnliche Obermaterial sitzt gut und eng am Mittelfuß. Die Ferse spürt man weiterhin nicht und auch der ermüdetet Vorfuß hat genügend Platz. Auffällig ist auch die veränderte Konstruktion der Zunge. Während die untere Hälfte mit dem Schaft vernäht ist, bleibt der obere Teil frei beweglich. Das führt dazu, dass die Schnürung nur bis zur Mitte fixiert ist. Das ist anfangs nicht weiter schlimm weil die Konstruktion im Mittelfuß gut sitzt. Aber für 170€ ist es uns im Vergleich zu den anderen Modellen heute eindeutig zu wenig Komfort – gerade auch im Vergleich zum Books Defyance 11.

Brooks Bedlam 2

Leider gab es auch den Brooks Bedlam 2 nur als gebrauchten Testschuh. Daher wissen wir nicht, wie viele Kilometer damit schon gelaufen wurden. Beim Reinschlüpfen in den 8mm gesprengten Schuh fällt sofort auf, dass sich nichts verändert hat. Man merkt keine Störungen oder Irritation. Der Sockliner schmiegt sich gut, wie bereits beim Laufschuhtest in Hennef, an den Mittelfuß an. Auch heute müssen wir die Schnüren im obersten Loch ändern damit noch genügend Blut in den Fuß kommt. Die Guiderail fassen wieder den gesamten Fuß von der Ferse bis zu den Zehenspitzen ein. Am Ende eines langen und intensiven Testtages kommt uns aber auch der Bedlam 2 deutlich zu hart vor. Dämpfungskomfort empfinden wir heute als Fehlanzeige. Er läuft sich sicherlich rund, ist für uns am Ende des Tages aber nicht mehr die erste Wahl.

Mizuno, Diadora & True Motion

Mizuno Wave Rider Neo

Ein komplett überarbeiteter Schuh ist der Mizuno Wave Rider Neo. Das Obermaterial besteht aus einem durchgehenden Mesh-Gewebe. Da drückt beim Laufen keine Naht. Der Einstieg in den Schuh erfolgt über eine Art Gamasche – einer mit dem Schaft vernähte Zunge. Beim Laufen selbst reibt nichts. Gegebenenfalls könnte ein Hohlfuß mit dieser Art des Einstiegs Probleme haben. Auch die Zwischensohle ist deutlich weicher im Vergleich zum bisherigen Wave Rider. Gefühlt hat man deutlich mehr Spiel im Fuß. Bei einer muskulären Ermüdung findet sich wenig bis keine Führung im Schuh. Als Läufer muss man wieder deutlich mehr arbeiten als bspw. beim zuvor gelaufenen Defyance von Brooks oder dem Alphafly. Im Fazit darf man sagen, dass auch der Rider Neo kein übler Schuh ist und sich Mizuno glücklicherweise wieder auf einer aufsteigenden Entwicklung befindet.

Mizuno Wave Skyrise

Lange Läufe im Wohlfühltempo für Genussläufer fassen wir die Erfahrung mit dem neuen Mizuno Skyrise zusammen. Der absolute Dämpfungs-Komfortschuh kommt auf 10mm Sprengung und verfügt über eine zweiteilige Mittelsohle. Die ist zwar mittels Wellenkonstruktion miteinander verzahnt, uns beim Testlauf aber immer noch einen kleinen Tick zu weich. Den minimalen Schlupf in der Ferse kompensieren wir wieder mit einer anderen Socke. Wir mussten ja beim Levitate ausweichen. Der Mizuno Skyrise ist durchaus kein schlechter Schuh und wirklich vergleichbar mit einem Gefühl eines alten Brooks Glycerin oder NewBalance 1080. Wir haben jedoch auch beim Auswertungsgespräch das Gefühl, dass der Mittelfuß schon im Stand latent nach innen fällt. Mehr Führung wäre daher gut und könnte über einen besser sitzenden Schaft erreicht werden. Letzterer kommt uns oben daher auch ein wenig zu breit vor. Den Skyrise würden wir spontan nicht von der Läufer-Bettkante stoßen – wäre aber auch nicht unsere Wahl.

Mizuno Wave Kizuna

Das auf 12mm gebaute Sondermodell für die Laufprofis hat uns leider auch nicht überzeugt. Der Kizuna läuft sich 1:1 wie ein alter Mizuno Wave Rider. Wer einen Schuh für gemütliches Lauftempo im Wohlfühlbereich sucht und dabei auf die alte, gewohnte Technologie zurück greifen möchte, findet hier Befriedigung. Für uns ist es aber zu wenig am Ende des Tages.

Die Exoten unter den Laufschuhen Diadora Hip Elite

Die Italiener von Diadora und Gelindo Bordin werden auch immer besser. Nach den harten
Enttäuschungen von Brooks sind wir plötzlich dankbar über so viel Komfort wie im aktuellen Diadora Hip Elite. Ein anspruchsloser Dauerlaufschuh für komfortable Läufe nach Feierabend auf festem Untergrund. Die Ferse ist deutlich stärker ausgepolstert und liefert so noch mehr Wattebauscheffekt. Der Vorfuß läuft schmal zusammen ohne einzuengen. Die Zehenbox verfügt über eine verstärkte Stelle über dem Großzeh und verhindert so ein Durchbohren des Obermaterials. Wir haben wirklich nichts auszusetzen. Zunge hält, Schnürsenkel drücken nicht. Im medialen Bereich befindet sich eine leichte Erhöhung ohne massiv zu verstärken. Beim Unterbau ist die Ferse entkoppelt. Das führt zu einem deutlich sanfteren Eintauchen in der Landephase. Die technische Weiterentwicklung findet sich auch in den zusätzlichen Flexkerben unter dem Ballen wieder. Die geben nämlich mehr Beweglichkeit. Trotz viel Stoff und Dämpfung entsteht nicht ansatzweise ein Gefühl des Schwimmens sondern ein sanftes Führen nach vorn in die Abdruckphase.

True Motion AION

Der letzte Schuh des Tages ruft. Das Hufeisen ist heute deutlich zu spüren. Die Passform ist sehr ähnlich der Modelle von Brooks. Allerdings sind alle Stöße und hart wirkenden Laufreize verschwunden. Da unterscheidet sich heute True Motion deutlich von Brooks. Der AION zwingt den Läufer in den Rückfuß bzw. zum Fersenlauf. Auch den weichen Schaum merkt man deutlich. Das ist zwar am Anfang der letzten Runde ungewohnt, stört aber aber überhaupt nicht. Es gibt nichts zu beanstanden. In Puncto Passformqualität würden wir gerade im vergleich zu Levitate 4 und Bedlam 2 den AION vorziehen. Nach circa dreißig gelaufenen Kilometern unter der heißen Kölner Sonne sehen wir uns nicht nur nach Flüssigkeit in Form von Kölsch sondern auch wirklich nach Komfort und Dämpfung für den harten Asphalt vor Ort. Ein wenig irritierend ist das Hufeisen jedoch bis zum Ende. Es verhindert, dass man über den Mittelfuß- oder Vorfuß geht, was ja eigentlich das ökonomischere Laufen wäre. Das Obermaterial wirkt solide verklebt und lässt auch die Füße nicht ungewöhnlich schwitzen. Ein extern aufgesetztes TPU um die Ferse (Ring) bringt außerdem zusätzliche Stabilität. Die Zehenbox könnte ein wenig größer sein. Wer stark mit dem Großzeh arbeitet, dürfte hier ggf. wieder Probleme bekommen.

Was bleibt, ist Erfahrung

Wer viel liest, weiß viel. Wer viel erlebt, hat Erkenntnis. Und wir erkennen nach zwei intensiven Tagen wieder eine ganze Menge. Im eigenen Lunge aLLEgro 2.5 schlendern wir langsam zurück ins Hotel und freuen uns auf das wohl verdiente Kölsch. Das Fußgewölbe freut sich gerade jetzt über ein wenig Unterstützung im Lunge. Was bleibt noch hängen an Eindrücken? Die Hersteller nähern sich immer weiter an und so richtig krumme Gurken gibt es nur außerhalb der Laufspezialisten. Wir überlegen immer wieder, was uns in Erfurt auszeichnet? Sind es die Produkte bei uns an der Wand? Wir versuchen jede Saison auf ein Neues, nur die besten Schuhe einzukaufen. Und natürlich gibt es (fast) jedes Modell auch auf anderen Plattformen neben dem Laufladen Erfurt. Die Erkenntnis aber, wie sich ein Geländeschuh in den Waldboden eingräbt, ab welcher Geschwindigkeit das Sofa mit Karbonsohle noch mehr Vortrieb erzeugt und welche Passform am besten zum Entspannung suchenden Büroläufer passt – das sind die Erkenntnisse, die nur unsere Lauffreunde hier vor Ort im lokalen Handel haben. Und sind wir mal ganz ehrlich: Wir freuen uns doch auf das hochtrabende Philosophieren über Läuferkabarett mit den unterschiedlichsten Typen abseits des Durchschnitts. In diesem Sinne: „De dümmste Bure han de dickste Ädäppele.“

Weil wir das Laufen lieben.